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Winter auf den Kanaren

Veröffentlicht am 28.01.2024

2. Gran Canaria

Am 01.11. verlasse ich Rubicon nachdem ich mich von meinen neuen Segelfreunden verabschiedet habe gegen halb elf. Groß gesetzt, der Wind kommt aus SO und ich halte Kurs auf Fuerteventura. Leider ist segeln nur für eine halbe Stunde möglich, dann motoren bis ich den Leuchtturm von Lanzarote querab habe. Nun kommt der Wind wieder auf, jetzt aus N. Ich halte mich von der Küste von Fuerteventura 10M entfernt um nicht in die vorhergesagte Flautenzone zu kommen. Ich komme gut mit über 5 Kn voran. Nachmittags lasse ich der Windfahne das Ruder übernehmen. Kurz vor Gran Canaria lässt der Wind etwas nach, aber noch segle ich mit 4 Kn. Nach Sonnenaufgang legt der Wind wieder schön zu und die Welle kommt auch achterlich. Schnelle Fahrt an der Ostküste entlang. Bei Maspalomas ist der Wind schlagartig weg und ich motore die restlichen Meilen nach Pasito Blanco. Vor dem Hafen liegen viele Yachten vor Anker. Ich bekomme Liegeplatz zugewiesen und Hilfe beim Anlegen. Die Marina gehört zu einem sehr gepflegtem Ferienhauskomplex mit viel Grün, auch wenn es sich hierbei meistens um Kunstrasen handelt. Der Strand ist nicht überlaufen. Es gibt aber nur einen kleinen SPAR-Markt und einen Yachtclub in dem man Essen und Trinken kann. Ein Bus fährt alle 20 Min. nach Maspalomas, dem größten Touristenzentrum der Insel. Mit ihm kommt man auch nach nur einer Station zu einem großen MERCADONA Supermarkt. Sehr praktisch. Das Wetter ist auch hier immer noch sommerlich warm mit bis zu 30° tagsüber. Sonne und Wolken wechseln sich häufig ab. In der Marina am Steg ist starker Schwell, mein Boot schwingt den ganzen Tag hin und her und ruckt in die Festmacher. Eines Tages bricht dann mein alter Ruckfender. Ich bekomme neue Stegnachbarn. Ein sehr nettes deutsches Ehepaar mit Sohn. Sie haben sich ein Sabbatjahr genommen und wollen in die Karibik. Es ist hier wirklich ein ruhiger Ort zum Entspannen. Ich gehe spazieren, lese viel und genieße das herrliche Wetter. Einzig unangenehm ist der starke Ostwind, der direkt in mein Cockpit und den Niedergang reinweht. Aber er ist ja warm. Mit dem Bus fahre ich nach Puerto Mogan, auch eine Marina an der Westküste. Sehr hübsche Anlage mit vielem Blumenschmuck. Rund um die Marina eine große Auswahl an Restaurants und Bars, auch ein Ziel für viele Touristen auf Gran Canaria. 257 Stufen führen durch die kleine Altstadt hinauf zu einem Aussichtspunkt. Fitnessprogramm für heute erledigt. Es sind sehr viele Touristen im November auf der Insel und in Maspalomas findet die Winter Pride Week statt. Einen Mietwagen kann ich erst ab 19.11 bekommen. So besuche ich meine Segelfreunde Claudia und Gordon aus Licata in Las Palmas mit dem Bus. Wir gehen zusammen Essen und sie zeigen mir etwas von der Stadt. In der Marina Pasito Blanco treffe ich auch noch Mick und Poppy (ebenfalls aus Licata), die sich hier auf die Weiterreise über die Karibik nach Australien vorbereiten. Ein paar Mal fahre ich mit dem Bus nach Maspalomas, gehe entlang der Promenade bis zur Playa del Ingles, laufe durch die einmalige Dünenlandschaft, durchstreife die Einkaufszentren. Fast schon Großstadtleben. Knud und Silke, die ich in Rubicon kennengelernt habe, kommen auch nach Pasito Blanco. Von hier soll es für sie über die Kapverden ebenfalls in die Karibik gehen. Wir verbringen viel Zeit miteinander. Freunde von ihnen leben im Winter in Maspalomas, mit ihnen treffen wir uns auch. Sie führen uns ins „Nachtleben“ an einem Samstag ein. Sehr lustiger Abend. Ein paar Tage später treffen Dagmar und Thomas ein, die eigentlich auch in die Karibik wollten, aber da sie noch Probleme mit dem Motor haben, verschieben sie es aufs nächste Jahr und bleiben die nächsten Monate noch auf den Kanaren. Nun sind wir häufiger zu fünft unterwegs.

Mit dem Mietwagen komme ich nun endlich zur Entdeckung der Insel. Meine erste Tour führt mich die Westküste hoch bis Aldea mit ihrem kleinen Hafen. In Arguineguin gibt es einen Yachtausrüster, bei dem ich mir neue Ruckfender kaufe. Die Straßen schlängeln sich ab Mogan mit vielen Haarnadelkurven auf und ab durch die Berge. Wunderschöne Landschaften. Farbige Gesteinsschichten am Straßenrand (Azulejos). Ab Mogan führt auch eine Autobahn bis nach Las Palmas. Zurück nutze ich sie und bin so sehr schnell wieder in Pasito Blanco. Die nächste Tour führt mich in die Schlucht von Guayadeque. Hier gibt es Höhlenwohnung von den Ureinwohnern, die heute wieder bewohnt sind. In Aguimes mache ich einen Zwischenstopp. Kleine alte Stadt mit schmalen Gassen und hübscher Kirche. Natürlich will ich mir auch noch ein Highlight, den Roque Nublo anschauen. Der Weg dahin über die hübschen Dörfer Santa Lucia und San Bartolome ist für mich Flachländer sehr abenteuerlich. Der Besucherparkplatz ist überfüllt, es wird am Straßenrand geparkt, wo immer es möglich ist. Fahre ein Stück weiter, wende dann wieder und habe Glück, gerade wird ein Parkplatz frei. Es geht zu Fuß den steilen Weg hoch zum Roque Nublo (1813m). Superaussicht. Ich bin nun so dicht beim höchsten Berg Gran Canarias, dass ich mich mit dem Auto die paar Kilometer noch weiter hoch schraube auf 1.949m und auch von hier aus den tollen Ausblick über die Insel bewundern kann. Langsam steigt Nebel aus einem Tal auf und es wird rasch kühler. Nun geht es nur noch bergab zurück nach Maspalomas und Pasito Blanco. Einen ganz anderen Eindruck von der Insel erhalte ich im Norden. Hier nicht nur schroffe, kahle Berge, sondern grüne, bewaldete. Bis Las Palmas fahre ich über die Autobahn, dann über Nebenstraßen nach Arugas mit der größten Kathedrale der Insel. Weiter nach Firgas, hier kommt ein bekanntes Mineralwasser her. Das Dorf hat eine sehenswerte Wassertreppe und im Boden eingelassene Reliefs der kanarischen Inseln. An den Wänden sieht man bemalte Kacheln mit den Wappen aller Gemeinden. Als nächster Stopp steht Teror auf dem Programm. Ein Dorf, dass durch seine typisch kanarischen Balkone bekannt ist. Es geht weiter bergauf durch Pinienwälder nach Artenara (1300m), das höchstgelegene Dorf. Von hier hat man einen ganz anderen Blick auf den Roque Nublo. Zurück geht es über Tejeda und San Bartolome, wieder von Haarnadelkurve zu Haarnadelkurve und immer ein Fuß auf der Bremse. Am vorletzten Miettag fahre ich noch einmal nach Las Palmas um dort beim Schiffsausrüster einen neuen Stepfender zu kaufen. Der letzte war mir bei starkem Seegang über Bord gegangen. Mit Claudia und Gordon verbringe ich den restlichen Tag in der Stadt und bei ihnen an Bord.

Eigentlich wäre nun eigentlich meine Zeit in Pasito Blanco abgelaufen. Da ich aber keine Liegeplätze auf Teneriffa oder in Las Palmas bekam (ausgebucht) verlängerte ich hier weiter bis Mitte Januar. Im Dezember fahre ich mit den vier anderen einen Abend zum Weihnachtsmarkt nach Maspalomas. Ein Hotel macht sich hier jedes Jahr die Mühe, für seine Gäste und die Öffentlichkeit sein Gelände um den Pool und die Empfangshalle einen richtigen deutschen Weihnachtsmarkt nachzubauen. Jedes Adventswochenende hat er geöffnet. Überall ertönt Weihnachtsmusik, selbst Glühwein wird bei der Wärme ausgeschenkt. Knud und Silke verlassen die Marina Richtung Kapverden. Die Tage vergehen nun mit Spaziergehen, Klönen, Lesen, Einkaufen, Saubermachen, Wäsche waschen. Ich fange wieder mit Joggen an. Ganz normaler Alltag also, nur unter sommerlichen Wetter, was mir sehr gut gefällt, insbesondere, wenn ich höre, wie es in Hamburg nur dunkel und regnerisch ist. Das brauche ich wirklich nicht mehr. Aber zu Weihnachten und dem Jahreswechsel fliege ich doch nach Hamburg und fange mir natürlich sofort eine Erkältung ein. Am dritten Januar geht es endlich wieder in die Sonne. Hier sind immer noch um die 25°. Das ist selbst gegenüber Licata, doch noch etwas angenehmer. Ich will nun doch nach Las Palmas ohne Reservierung segeln und hoffe, dort einen Liegeplatz zu bekommen. Am 11.01. lege ich ab. Zunächst lässt es sich prima segeln, aber mittags dreht der Wind auf Nord und wird schwächer. Ich will im Hellen noch in Las Palmas ankommen, daher Motor an und direkter Kurs. Gegen 19:00 erreiche ich den Hafen. Claudia und Gordon warten schon am Empfangssteg. Leider bekomme ich nicht sofort einen Liegeplatz, sondern muss mich ins Ankerfeld legen. Aber die Nacht kann ich am Steg bleiben. Nächsten Morgen dann neben der Marina vor dem Strand geankert auf 6m. Es liegen tatsächlich noch viele Schiffe hier von denen viele auf einen Liegeplatz warten. Schlauchboot aufpumpen und zu Wasser lassen. Außenborder anbringen. Leider springt er nicht jeden Tag an, so muss ich in die Marina paddeln. Das dauert fast immer 20 Minuten, da auch eine starke Strömung und Schwell läuft. Montags ist in der Marina abends immer ein Segler-Stammtisch. Nette Runde. Ich lerne wieder neue Leute kennen. Hans und Geli (Licata) sind mit ihrem Boot zwischenzeitlich auch eingetroffen. Sie haben sofort einen Liegeplatz bekommen. Ungerecht ;-) Ich verbringe die meiste Zeit auf meinem Boot. Ab und an besuche ich meine Freunde und werde zum Essen und Karten spielen an Bord eingeladen. Da es leider nicht immer klarer Himmel ist, muss ich auch jeden zweiten Tag den Generator für einige Stunden laufen lassen, da die Solarpanele nicht genügend Strom erzeugen. Am 21.01. werde ich dann nachmittags in die Marina gerufen. Liege in der Nähe von Hans und Geli. Nun kann ich mich auch wieder ungezwungen bewegen und in die Stadt gehen, in der Bar etwas trinken, das Einkaufen ist einfacher. Ich habe Zusage von der Marina Santa Cruz auf Teneriffa bekommen. Will morgen Nachmittag los und die Nacht durchsegeln, dann sollte ich übermorgen ankommen.